Ankunft in Peru – Fenja

Ich bin in Peru! Diesen Satz muss ich mir immer wieder selbst wie ein Mantra vorsagen. Ich weiß zwar, dass ich hier bin – realisiert habe ich das aber glaube ich noch nicht. In der kurzen Zeit hier habe ich schon viel erlebt und schreibe meine ersten Eindrücke deshalb in diesem Blog auf.

Vor einer Woche bin ich früh morgens, nach knapp 17 Stunden, in Lima am Flughafen „Aeropuerto Internacional Jorge Chávez“ gelandet. Trotz einem dreiviertel Jahr Vorbereitung auf meinen Freiwilligendienst wusste ich nicht so recht was mich erwarten wird. Ich hatte also nur zwei Gedanken: 1. Hoffentlich ist mein Gepäck da! Und 2. Hoffentlich holt mich hier gleich jemand ab!

Meinen Rucksack konnte ich unversehrt vom Gepäckband nehmen und als ich mich durch die Menge penetranter Taxifahrer*innen gekämpft hatte, wartete dort schon Maribel, um mich abzuholen. Ich war zunächst erleichtert. So lange, bis wir mit dem Taxi in Richtung Hotel fuhren. Der Straßenverkehr in Lima ist definitiv nichts für schwache Nerven, da wird einfach wild gehupt, rote Ampeln werden überfahren und geordnete Fahrbahnspuren lassen sich höchstens erahnen. Und das alles in einem Auto, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob es die Fahrt noch überstehen wird oder spontan auseinanderfällt. Meine Neugier überwiegte allerdings der Todesangst, sodass ich fasziniert aus dem Fenster schaute und alle neuen Eindrücke in mich aufsaugte.

Es folgten drei Tage, in denen ich das peruanische Großstadtleben etwas näher kennenlernen konnte. Neben der unerwarteten Feststellung, dass es im peruanischen Winter verdammt kalt sein kann, einem Park mit unzähligen freilaufenden Katzen und einigen Tipps zur Einnahme der hier legalen Droge Ayahuasca von der deutschen Botschafterin (kein weiterer Kommentar an dieser Stelle…), habe ich zum ersten Mal den Pazifik gesehen und Chifa gegessen. Ein wenig Kulturprogramm war durch die Besichtigung des ‚Huaca Pucllana‘, einer alten Ruine aus den Anfängen der Lima-Kultur, natürlich auch dabei. Was ich schnell feststellen musste: hier ist öfter mal alles ein wenig chaotisch und ungeplant. Ich weiß nicht wie viele Stunden ich insgesamt in den drei Tagen mit Warten verbracht habe. Nicht einmal sind meine Verabredungen pünktlich gekommen, und damit meine ich nicht nur ein paar Minuten Verspätung, sondern auch mal zwei Stunden. Ich schätze, da muss ich mich in Peru mit abfinden…

Um meinen Eindruck von Lima also in wenigen Worten zusammenzufassen: groß, laut und chaotisch. Dabei ist der Stadtteil Miraflores vergleichsweise noch ruhig, sicher und grün 🙂

Palmen findet man in Lima an jeder Straßenecke
Ausblick auf Lima vom ‚Huaca Pucllana‘
Ausblick auf den Pazifik von der Costa Verde aus

Samstagabend ging es dann mit einem Nachtbus zu meinem eigentlichen Ziel: Villa Rica. Und ich sage euch, wenn man einmal mit diesen komfortablen Bussen gefahren ist, kann man über FlixBus und Co nur lachen. Man kann die Sitze in Liegeposition bringen, ohne jemanden zu stören, es gibt eine ausklappbare Ablage für die Beine, Steckdosen für verschiedene Kabelanschlüsse und Vorhänge zwischen den Sitzen. Kurz gesagt gibt es alles, was man braucht, um in einem Bus zu schlafen.

Gut erholt bin ich also im „Casa Atiycuy“ angekommen. Die Organisation Atiycuy Perú, bei der ich ein Jahr arbeiten werde, hat eine eigenes Grundstück mit zwei Gebäuden. Neben uns vier Freiwilligen, den beiden Hunden und der Schildkröte, schlafen auch einige Mitarbeiter*innen unter der Woche im Projekt. Das Haus ist schön, aus Holz und von unzähligen Pflanzen umgeben. Allerdings sind die Lebensbedingungen hier andere als in Deutschland. Ich habe das Glück, ein Einzelzimmer zu haben, teile mir dafür aber ein kleines, einfaches Bad mit vier Personen. Die Wände sind sehr dünn, eine Heizung gibt es nicht und man hört wirklich alles. Wenn die Hunde sich also nachts überlegen mehrere Stunden zu bellen, dann hat man eben eine schlaflose Nacht. Da kann man nichts machen, erzogen wurden die Hunde Mayar und Orran nicht.

Villa Rica selbst ist ein Dorf in der Selva (Regenwaldregion), bestehend aus drei betonierten Hauptstraßen. Die restlichen Nebenstraßen sind Schotter und Staub. Die Menschen hier sind arm und haben nicht viel. Die Häuser sind einfach gebaut, oft auch aus Blech, nicht jeder hat einen Wasseranschluss und warm ist das Wasser schonmal gar nicht. An vielen Straßenrändern sammelt sich der Müll, der nicht oder nur selten abgeholt wird und Hygienemaßnahmen sind oft schwer umsetzbar. Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto auffälliger die Armut. Das wirkt erstmal bedrückend.

Ich will hier aber natürlich auch die schönen Seiten hervorheben, Villa Rica ist mir nämlich bisher echt sympathisch. Wenn man etwas braucht, muss man nur eine der drei Hauptstraßen entlanggehen und in einem der unzähligen kleinen Läden findet man schon etwas Passendes. Am Marktplatz gibt es auch einige kleine Cafés, in denen man den Kaffee aus Villa Rica oder einen frisch gepressten Fruchtsaft genießen kann. Die Highlights habe ich selbstverständlich schon besichtigt: „Mirador La Cumbre“, eine Anhöhe von der aus man ganz Villa Rica sehen kann, und „Laguna El Oconal“, ein See, den man mit kleinen Booten befahren kann.  Bisher waren alle Menschen hier immer nett und freundlich. Auch von der Familia Atiycuy wurde ich herzlich empfangen.

Zu meiner Arbeit kann ich bisher nicht viel schreiben, die hat nämlich noch gar nicht richtig begonnen. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass es hier immer etwas zu tun gibt und alle stets schwer beschäftigt sind. Wie alle Freiwilligen muss auch ich mich erstmal akklimatisieren, mich also an das Essen und das Klima gewöhnen, bevor ich mit in die indigenen Dörfer fahren kann. Ich bin gespannt, was mich dort erwartet 🙂

Was ich in einer Woche bereits gelernt habe

Ausblick auf Villa Rica
Der Marktplatz „Plaza De Armas Villa Rica“

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