Die ersten Tage in den Bergen

Abends am Flughafen angekommen, ging es für uns nach dem 12-stündigen Flug, Zürich-San José, mit einem Micro-Bus auf die Visioneers-Finca in “San Andres”, einem kleinen Dorf in den Bergen Costa Ricas. Nach einer kurzen Begrüßung und ein paar Sandwiches sind wir auf der Ladefläche eines Pick-Ups den Berg hoch zu unserer Gastfamilie gefahren, wo ich mit einem anderen Freiwilligen die zwei Wochen wohne.

Am ersten Tag liefen wir nach einer Tasse selbst angebauten Kaffees hinunter zur Finca, um von dort aus die atemberaubende Landschaft zu bestaunen und uns ein wenig mit der Umgebung vertraut zu machen. Auf das Frühstück folgte ein Spaziergang an den Kaffeeplantagen vorbei, hinunter zum Wasserfall. Am nächsten Tag war geplant, eine Wanderung den Bach entlang zu zwei anderen Wasserfällen zu machen. Als wir jedoch am Bach ankamen, war das Wasser deutlich höher und die Strömung stärker als erwartet. Nichtsdestotrotz machten wir uns angetrieben von der Abenteuerlust auf den Weg. Nach gut 90 Minuten für einen Weg, der normalerweise eher 20 dauert, erreichten wir schon etwas erschöpft und durch die sich nähernden Donnerschläge auch besorgt den ersten Wasserfall. Ein paar Mutige sprangen von den umliegenden Felsen in das eiskalte Wasser, während andere hofften, dass jene auch wieder auftauchen würden. Da der Weg aufgrund der Wetterverhältnisse deutlich anspruchsvoller als angenommen war, entschied sich die Mehrheit nach dem ersten Wasserfall umzukehren.
Eine kleine Gruppe, darunter auch ich, fasste jedoch den Entschluss auch den zweiten noch sehen zu wollen. Also begaben wir uns auf die Reise weiter Flussaufwärts (von einem Bach konnte mittlerweile keine Rede mehr sein). Nach einer Weile des Kletterns und Fast-Abrutschens, erreichten wir endlich den Wasserfall. Und was soll man sagen – es hatte sich auf jeden Fall gelohnt! Wir befanden uns in einer Art Höhle/Schlucht mit moosbedeckten Felswänden an der Seite und einem Dach aus tropischen Pflanzen und Bäumen über uns. Der Wasserfall war gut sieben Meter hoch und bot die Möglichkeit sich drunter, bzw. hinter ihn zu stellen. Alles wirkte irgendwie unwirklich, geradezu wie aus einem Film.
Auf dem Rückweg zeigte uns einer der Freiwilligen, die schon etwas länger hier waren, eine Abkürzung durch die Kaffeeplantagen, von wo aus man einen unglaublich Blick auf die Wolken zwischen den Bergen hatte. Etwas müde, nass und kalt, aber immer noch berauscht von dem, was wir gerade erfahren hatten, kamen wir schlussendlich wieder an der Finca an, wo uns ein warmes Essen und Kaffee erwartete. Abends ging es dann früh ins Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir um drei Uhr aufstehen und die Kühe unseres Gastvaters melken und füttern.
Nach ein paar Tagen Spanischkurs und weiteren Wanderungen durch die Natur, fassten wir am Wochenende den Entschluss einen Tagesausflug in die mit Bus 90 Minuten entfernte Hauptstadt Costa Ricas, zu machen. Da der Bus in unserem Dorf nur einmal am Tag und zwar um 05.30 Uhr fährt, mussten wir früh raus. In “San José” angekommen, suchten wir uns ein niedliches Lokal für ein traditionelles “Gallo Pinto” Frühstück, Gallo Pinto. Eigentlich ist das nur Reis und Bohnen, mit beispielsweise Ei oder Käse als Beilage, schmecken tut es aber trotzdem. Gut gesättigt ging es dann auf den “Mercado Central”, einer Art Markthalle mit vielen kleinen Shops und Restaurants. Von dort aus stapften wir mit frischen Kokosnüssen und Litschis bewaffnet durch die Innenstadt, wo wir mit dem weitermachten, was wir am besten können, nämlich Essen. Ein paar Churros, teilweise undefinierbare Teigwaren und Burritos später, machten wir uns schließlich wieder auf den Weg zur Bushaltestelle, um nicht den einzigen Bus zurück ins Dorf zu verpassen.
Am daraufolgenden Dienstag erwartete uns dann auch schon das nächste Highlight: Paintball. Mit einer Mischung aus Vorfreude und Angst um die potentiellen Nachkommen, wurden wir zu 18 von einem 14-Personenbus für 1,50-Meter-Große Ticos abgeholt. Ausgerüstet mit Gesichtsmaske, Jacke und langer Hose begaben wir uns bei gefühlten 30 Grad adrenalingetrieben in die Schlacht. Von den schmerzvollen Treffern mal abgesehen, hat es großen Spaß gemacht. Zum Bund will ich aber trotzdem nicht. Am Abend gab es dann noch einen kleinen Tanzkurs von unserem Spanischlehrer, bei dem ich die Nichtexistenz meines Rhythmusgefühls und die fehlende Fähigkeit meinen Unterleib einigermaßen filigran zu bewegen, so stark, wie selten zuvor gespürt habe. Nicht ganz ungebrochen, aber allemal mit neuen Erfahrungen bereichert, ging es dann ins Bett.

Autor: Jakob B.

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