Chirripó Part 2

Der erste Teil war noch der entspannte, ab jetzt ging es erst einmal nur noch bergauf. In weniger als 48h legten wir mehr als 55km und ca. 6.000 Höhenmeter zurück. Dass da manchmal die Willenskraft übernehmen musste, war absehbar.

Sonntag, Tag 1

Der Aufstieg beginnt (Kilometer 1.-8.)

21:30 Uhr. Der Wecker klingelte, wir sprangen aus dem Bett und machten uns fertig. In 30 Minuten begann der Aufstieg und um ehrlich zu sein: Wir wussten selbst nicht wirklich, was uns erwartete.

22:00 Uhr. Wir liefen das kurze Stück bis zum Beginn des Wanderwegs, schauten uns die Schilder an und fragten uns noch einmal, wie wir das eigentlich ohne Training schaffen wollten. Was wir wussten: Mit einem Schnitt von 30 Minuten pro Kilometer wollten wir an der Herberge ankommen, mit einigen Pausen.
Kaum waren wir fünf Minuten über den steinigen, etwas steilen Weg gelaufen, funkelten uns zwei Augen aus der Dunkelheit an. “Ein Eichhörnchen?”, fragte Sarah in die Dunkelheit. Doch für ein Eichhörnchen war es zu groß und der Schwanz zu lang. Scheu kletterte das Tier von Baum zu Baum und wir erhaschten nur verschwommen mal ein Körperteil hier, mal ein Körperteil dort. Wahrscheinlich war es ein Kinkajou, ein Nagetier, das wir schon einmal in Monteverde gesehen hatten.
Kaum sind wir ein paar Minuten gelaufen, sehen wir einen Uhu, der leise in unsere Richtung fliegt und sich auf einen Ast setzt. Ich weiß, dass sich Uhus quasi lautlos bewegen, doch, ihre Flügel machen gar kein Geräusch, und durch die Abwesenheit von Geräuschen, wirkt die Stille laut. Ich habe das Gefühl, dass meine Gedanken plötzlich sehr laut sind, sie den Vogel verscheuchen können. Wir blicken uns an, der Uhu und ich, und dann gehen wir weiter. Er bleibt über dem Weg sitzen, ein stiller Wächter, der Obacht gibt, dass niemand uns folgt.
Nach dem Kinkajou und dem Uhu trafen wir leider kaum noch auf Tiere, nur ein paar Frösche quakten und Fledermäuse flogen ihre Kreise um uns. Mit gelegentlichen Blicken zur Seite des Berges und nach Perez Zeledón, stiegen wir Stück für Stück bergauf bis wir zu Kilometer 4, dem Parkeingang, gelangten. Nach einer kurzen Bilderpause ging es dann schon weiter, denn es war 23:57 und Zeit durften wir nicht verlieren.

 

Der erste Kilometer
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Die Lichter von Perez Zeledón
Pinto-Wrap mit Plátano maduro

Wir waren bei Kilometer 4 angelangt, das wussten wir. Was wir auch wussten, war, dass uns bei Kilometer 7 eine Pulpería erwartete, wo wir unser Wasser auffüllen und, wenn gewünscht, auch Snacks kaufen könnten. Wie diese Pulpería allerdings aussehen sollte, war uns ein Rätsel und so stapften wir mit Neugier voran. Wir bezweifelten auch, dass sie bereits geöffnet sein würde – vielleicht ja schon. Kurz vor Kilometer 6 kamen wir bei zwei Picknick-Tischen vorbei. Die Zeit völlig vergessen, dachten wir, hier müsste sich die Pulpería befinden! Aber wie? Trugen Pferde Wasserkanister bis zu diesen Tischen oder füllten Mitarbeiter Kanister nahe einer Quelle auf? Egal. Nach einer kurzen Riegel- und Wasserpause liefen wir weiter und trafen auch sogleich auf das Schild mit dem Kilometer 6. Erleichtert ging es weiter, die Pulpería nahte. Nach einem steinigen Auf- und Ab trafen wir letztendlich auf eine kleine Lichtung mit einer großen Holzhütte, die Pulpería. Das Problem? Es war kurz vor halb zwei Uhr nachts. Und die früheste Uhrzeit, ab der man den Park betreten durfte? 04:00 Uhr!
Da es so aussah, als würde in der Hütte jemand wohnen, schlichen wir uns leise zu den Bänken, aßen unseren Frühstücks-Pinto-Wrap mit Platanó maduro (reife Kochbanane) und Ei, füllten unser Wasser auf und machten uns leise wieder auf den Weg. Der Kiosk hatte nunmal leider nicht um halb zwei auf. Gestärkt konnten wir nun Kilometer 9. bis 11. antreten, drei der anstrengstenden.

Treppenartig geht es steil bergauf, Stück für Stück. Langsam spürte ich, aber auch Sarah, die Müdigkeit und Anstrengung. Meine Strategie? Einfach laufen, so blöd es klingt. Mit Optimismus schritt ich voran, während Sarah mir mit etwas Abstand folgte.
Ab dem Kilometer 11 kann man sich etwas ausruhen, der Weg führt auf und ab, jedoch flacher als die Kilometer zuvor. Unsere Verschnaufpause hielt jedoch nicht lang an, schon ab dem nächsten Kilometer ging es wieder steil aufwärts.
Die letzten beiden Kilometer sind die Schwierigsten: Ein wirklicher Kampf mit sich selbst! Uns steckten bereits die 12 vorherigen Kilometer und eine relativ schlaflose Nacht in den Beinen, trotzdem gab es nur eine Richtung – geradeaus! Zwischen Kilometer 12. und 13. füllten wir ein letztes Mal unser Wasser auf, und liefen weiter, bis wir an das Schild des letzten Wegabschnitts gelangten. Wir hatten es geschafft, 14km und mehr als 1.600 Höhenmeter später, standen wir nun vor der Herberge.

Übermüdet und mit der Anstrengung in den Beinen setzten wir uns kurz bei der Herberge ab. Mit einer Geschwindigkeit von 29m Minuten pro Kilometer und ca. 30min Pause kamen wir nach 7 Stunden und 15 Minuten Aufstieg an unserem ersten Ziel an. Wir waren seit 22:00 Uhr auf den Beinen,  müde und erschöpft, aber wir hatten Pläne: “Los Crestones”.
“Los Crestones” sind große Gesteinsformationen, die man von jedem Punkt auf dem Chirripó sehen kann und wenn wir sagen von jedem Punkt, dann ist das auch so gemeint. Nur leider wussten wir das aufgrund des morgendlichen Nebels nicht und so machten wir uns auf den Weg und begannen erneut den Aufstieg, diesmal nur schlappe 1,8 Kilometer.
Sarah hatte nur mäßig Lust die Gesteinsformationn zu sehen, es seien Steine, nichts wahnsinnig Spektakuläres. Da kann man leicht zustimmen, mich trieb allerdings etwas anderes an: Ich wollte es gesehen haben, um in diesem Blog davon berichten zu können.
“Los Crestones” war wirklich der ultimative Kampf. Jeder Schritt war eine Qual, jede Bewegung zehrte an den ausgebrannten Muskeln. Mit einem Fuß vor den anderen, Stück für Stück, langsamer als die Faultiere in Costa Rica, quälte ich mich diesen Berg hoch.
Sarah hatte irgendwann keine Lust mehr, verständlich bei dieser Tortur und den Plänen, die wir noch hatten. Sie setzte sich ab während ich weiter aufstieg und später warten wollte.
Ich lief bis zu einer kleineren Felswand, an der ein Weg nach rechts und einer nach links abzweigte. Wohin sollte ich gehen? Da der rechte Weg kleiner war und nicht nach dem Hauptweg aussah, ging es nach rechts, weiter nach oben, bis ich plötzlich einen Ruf hörte. Sarah war an derselben Stelle angekommen und hatte ebenfalls Zweifel. Der eigene Ruf schien nicht gehört zu werden. Ich wartete. Nach ca. zehn Minuten zeigte sich Sarah, nicht allzu amüsiert, aber wie gesagt, “Los Crestones” hätte letztendlich auch nicht sein müssen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem kurzen Aufstieg kamen wir an einer Art  Steinebene an. Hier erblickten wir durch den abziehenden Nebel die große Steinformation. Eine Enttäuschung. Wir sahen uns “Los Crestones” an, kurz, dann begannen wir den Abstieg.

Los Crestones
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Base Camp/ Herberge
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Los Crestones

An der Herberge kamen wir erschöpft an, legten uns auf die Bierbänke im Essensaal und schliefen dort sofort ein. Doch nicht lange, denn nach ca. 1,5 Stunden traf auch eine Gruppe mit ihrem Guide ein. Sie waren wahrscheinlich um 02:00 Uhr losgelaufen. Geweckt von dem Lärm blieben wir wach im Speisesaal.
Erst um 11:30 Uhr zeigte uns ein SINAC-Mitarbeiter den kleinen Saal im Anbau, der nicht nur wärmer als die Herberge war, sondern auch noch eine Art ungepolsterte Lounge besaß. Es war zwar nicht das bequemste Bett, aber das war uns in diesem Moment völlig egal. Der Mitarbeiter brachte uns sogar eine Decke. Hier schliefen wir bis wir um 12:30 Uhr zu Mittag aßen und auch gleich unsere Zimmer bezogen. Nach dem Mittagessen schliefen wir noch eine halbe Stunde in unseren Betten, bevor wir uns um 14:15 Uhr auf den Weg zu “Veintisqueros” machten. Waren wir bereit? – gute Frage!

Die umliegende Landschaft
Sarah auf dem Weg nach Veintisqueros

Was wir nicht ganz auf den Schirm hatten, war die Höhe von Veintisqueros. Zwar sagte man uns, dass dieser Gipfel schwieriger sein sollte als “Cerro Chirripó”, aber dass er nur acht Meter kleiner sei, erfuhren wir erst, als wir das Schild auf der Spitze lasen.
Der Aufstieg war mäßig anstrengend, ab und zu dachte ich daran umzukehren, aber es ging gut voran. Während des gesamten Weges konnten wir fast nie weder den Chirripó noch Veintisqueros mit Sicherheit verorten. Etwas mehr Gewissheit kam erst auf, als wir ein Schild auf einer Bergspitze ausmachten, es mit der Kamera vergrößerten und beschlossen, dass dies nun der “Cerro Chirripó” sein musste. Veintisqueros dagegen fanden wir erst, als wir auf dem Bergkamm  standen und am Ende des Weges den letzten Gipfel sahen. Wie aus den “Herr der Ringe”-Filmen erstreckte sich der Weg über schmale Bergkämme – beeindruckend. Mit der Bewältigung dieses letzten Stücks kamen wir an der Spitze “Veintisqeros” auf 3.812 Meter an. Natürlich wurden hier erstmal die wirklich sehr leckeren Riegel ausgepackt, gegessen und Fotos gemacht, bevor es auch schon zurückging.
Der Wind ist hier sehr stark und kann auch sehr gefährlich werden. Deswegen emfpiehlt es sich, zum Bergkamm zurückzukehn und von dort aus, etwas windgeschützter, den Sonnenuntergang anzuschauen. Der Sonnenuntergang war leider nicht allzu spektakulär und so machten wir uns um 17:15 Uhr schon auf den Rückweg und kamen noch vor 18:00 Uhr in der Herberge an. Auf dem Heimweg hielten wir kurz an, und dehnten uns, um die Muskeln für den nächsten Tag etwas zu entspannen.

Das letzte Stück bis nach Veintisqueros
Angekommen nach dem steilen Aufstieg

Um 18:00 Uhr gab es das Abendessen. Nachdem wir unseren Reisepass vorgezeigt hatten, bekamen wir sogleich unseren vegetarischen Burger. In diesem Burger steckte mehr Hoffnung als er verdient hätte, denn wir, und vor allem ich, hatten uns wirklich auf ihn gefreut. Letztlich war er kein Highlight, aber etwas Essbares, das genügend Energie für den Aufstieg auf den “Cerro Chirripó” in acht Stunden lieferte. Dazu gab es eine heiße Schokolade, ein angenehmer Kontrast zu der kalten Herberge.
Nach dem Abendessen holten wir unser eingetütetes Frühstück ab und packten auf unserem Zimmer den Rucksack für die nächste Wanderung. Mit einer Eisdusche für die Beine wollten wir noch die Muskeln für den nächste Tag vorbereiten. Uns komplett kalt abzuduschen vermieden wir zu dieser Uhrzeit – wir wollten schnell schlafen und eine kalte Dusche hätte uns eher  aufgeweckt. So konnten wir noch von 19:30 bis 01:30 Uhr ganze sieben Stunden schlafen. Wir schliefen sofort ein.

Montag, Tag 2

01:30 Uhr. Der Wecker klingelt, die zwei Zimmergenossen einer Tour rascheln bereits fast fertig an ihren Rucksäcken herum. Mit wenig Motivation standen wir nach einer kurzen “Pause” auf, putzten uns die Zähne und zogen unsere warme Kleidung an. Im Stress waren wir kaum, denn die anderen zwei samt Gruppe würden wahrscheinlich langsamer sein. Sobald wir fertig waren, gingen wir in den Speiselsaal, wo auch schon die anderen Gruppen sich versammelten. Nachdem wir die Flaschen aufgefüllt hatten, ging es los. Die Idee war, vor allen anderen Gruppen zu starten, sodass wir noch jemanden hinter uns hätten, falls wir uns verirren sollten. Mit unserem Tempo würden wir wahrscheinlich die meisten Gruppen auch überholen.
Also gehen wir los, folgen den Wegschildern und reflektierenden Pfosten, die den Weg markieren. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Ebene mit einem Schlid für den “Cerro Chirripó”, ein Zeichen, dass wir uns doch nicht verlaufen hatten. Der Weg bis zu diesem Schild war recht entspannt, die Steigung hielt sich in Grenzen und anhand der Wegmakierungen waren wir des richtigen Weges zuversichtlich.  Der flache Part bis hier hin bedeutete allerdings eines – ab jetzt ging es bergauf, denn die Höhenmeter müssen auch von irgendwo kommen.

Die Qual zum Gipfel

Ab hier ging es auch nur noch bergauf. Mal wieder rätselten wir fieberhaft, auf welchen der dunklen Gipfel wir wohl am Ende stehen würden. Nach dem nächsten Berkam erledigte sich allerdings auch diese Frage. Vor uns erstreckte sich ein doch beachtlich steiler Berg – ein kleines Lichtlein wanderte eifrig die Spitze hinauf. Wer dieses Lichtlein war? Ein Mann, der sich von seiner Gruppe abgespalten hatte und sehr schnellen Schrittes an uns vorbei gezogen war (trotz unseren guten Tempos). Jedoch wollte wir selbst gar nicht so schnell laufen, denn einmal an der Spitze angekommen, windet es stark und die Kälte kriecht einem während des Warten unter die Haut.
Mit teils schwankendem Enthusiasmus des Teams – Sarah und Ich – wanderten wir weiter, bis zum letzten Aufstieg. Die letzten 200m mussten wir teils hinaufklettern, was jedoch nicht allzu kompliziert war und nur an dem etwas steileren Aufstieg lag. Sarah fühlte sich nicht allzu gut.

Letztendlich kamen wir dann doch perfekt zur gewünschten Zeit am Gipfel “Cerro Chirripo” an. Wir waren nur zu siebt auf dem Gipfel und nutzten so die Zeit, um noch schnell Fotos mit dem Schild zu machen, bevor die anderen Gruppen eintreffen würden. Mit unserer Ankunft um 05:15 Uhr verblieb nur wenig Zeit bis zum Sonnenaufgang. Auf der Spitze windete es sehr und uns war, durch die fehlende Bewegung, schon kalt, vor allem Sarah. Zum Glück hatten wir unsere Rettungsdecken dabei, mit denen wir uns in den Windschatten einiger Steine setzen und auf den Sonnenaufgang warteten.
Der Sonnenaufgang war schön und erhellte vor allem die zuvor verborgene, wunderschöne Berglandschaft. Der Blick reichte über die Berge bis nach Panama und zu beide Küsten Costa Ricas. Das Glück war auf unserer Seite. Schnell noch die letzten Bilder mit dem Gipfelschild bei Tageslicht und schon ging es, vor allen anderen, wieder bergab.

Angekommen nach dem steilen Aufstieg

Der Abstieg ging gut und war entspannt. Bei einer Pause entschieden wir uns gegen den Besuch der “Ditkevi”-Lagune, weil wir sowohl von “Veintisqueros” als auch von “Cerro Chirripó” verschiedene Lagunen gesehen hatten. Nach der Pause ging es zur Herberge, wo wir für 30 Minuten powernappten und uns anschließend für den Abstieg fertig machten. Wir fühlten uns danach schon frischer. Das Frühstück hätten wir so auch hier essen können – ein Gallo Pinto wäre wesentlich leckerer gewesen als ein ungetoasteter Toast mit einem Hauch Nutella und ein weiterer mit Käse (ggf. Schinken) – das nächste Mal dann.

Der Abstieg, schwieriger als der Aufstieg?

Frischer als zuvor ging es um 09:30 Uhr nun wieder runter. Mit Leichtigkeit schmelzten die Kilometer, die uns zuvor so viel Anstregung gekostet haben, dahin. 14,13,12 – alles kein Problem. Im Licht der Morgensonne wurden einem dann auch wieder warm und die vorher angezogenen Thermoschichten so wieder ausgezogen.
Gegen 11:00 Uhr trafen wir bei der diesmal geöffneten Pulpería ein. Ich bestellte mir einen äußerst leckeren Käse-Tortilla und aß die übrig gebliebenen Vorräte.

Wirklich hart wurden erst die letzten drei Kilometer. Ohne Motivation stapften wir über den steinigen Weg. Warum uns die Motivation kurz vor dem Ende verließ? Der Weg bestand nur aus großen Steinen, sodass man nicht entspannt wie auf einem Erdhügel hinunterlaufen konnte und natürlich waren wir schon zuvor mehr als elf Kilometer gelaufen, allein von der Herberge bis zu diesem Punkt, “Cerro Chirripó” ausgeschlossen. Plötzlich schmerzte mein linkes Knie stark. Wahrscheinlich lag es an dem fehlerhaft angegebrachten Tape, denn das rechte Knie beschwerte sich nicht. Der Schmerz dauerte nur kurz an, kam stark und verflog mit der Zeit wieder. Wir legten eine letzte Pause kurz vor Kilometer 2 ein und liefen anschließend  das letzte Stück hinunter, bis wir an Kilometer 0 erleichtert ankamen.

Wie man seinen Bus verpasst!

Im Hotel angekommen, wurde sich erstmal mit den bereitgestellten Handtüchern geduscht und frische Kleidung angezogen. Ich fühltemich wie neu geboren, sauber und frisch. Anschließend bestellten wir unser bereits bezahltes Mittagessen, Gemüsereis und Pasta in Tomatensoße.
Unser Bus fuhr von “Peréz Zeledón” um 17:30 Uhr los. Es war 16:00 Uhr und kein Uber wollte die Fahrt bis zum Hotel auf sich nehmen, schließlich würden sie nur für die Hinfahrt bezahlt werden. Das von dem Hotel angebotene Taxi hätte 16.000c (ca. 28€) für 2 und 18.000 (ca. 31€) für 4 Personen gekostet, ein Preis, den wir nicht bezahlen wollten (Uber: 6.000c – 11€). Zwei Ticas mussten auch für ihren Bus nach “Peréz Zeledón”, konnten sich nach diesem teuren Trip jedoch kein hochpreisiges Taxi mehr leisten. Eine Tica erreichte schließlich einen Uber, für 4.000 (ca. 7€) pro “Paar” und so  warteten wir auf den Uber vorm Hotel, einem Uber der wohl nie ankommen sollte.
Als die Tica plötzlich hektisch wurde – wir hörten nur was sie am Telefon sagte, nicht jedoch den Fahrer – erfuhren wir, das ein LKW auf der Straße steckengeblieben sei und so diese blockierte. Ungünstig! Es war 16:30 Uhr! Langsam sahen wir auch schon den Bus und unsere heutige Heimreise an uns vorbeiziehen. Schlecht – am nächsten Tag mussten wir arbeiten.
Jedoch lief uns gerade da eine Lösung über den Weg. Ein etwas älterer und ein junger Mann, Vater und Sohn, verließen gerade das Hotel und liefen zu ihrem Auto. Kurzer Hand fragten wir sie, ob es möglich wäre, dass wir mit ihnen bis zur Stelle der Blockade, vielleicht sogar nach “Peréz Zeledón” fahren könnten. Zögerlich erklärten sie sich bereit, jedoch bot ihr Auto kaum mehr Platz als für vier Personen. Beide Ticas saßen allerdings noch vor dem Hotel. Wir besprachen es mit ihnen und wünschten ihnen viel Glück, in der Hoffnung. Ihr Bus fuhr später los.

Unsere Fahrer waren überraschend nett, nur eben zögerlich bei unsere Anfrage, weil sie nach dem kompletten Auf- und Abstieg innerhalb von 24h erschöpft waren. Wir kamen problemlos bis nach “Peréz Zeledón” durch und wurden sogar direkt an der Bushaltestelle rausgelassen. Ereichtert stiegen wir in unseren Bus – ohne die leiseste Vorahnung über das nächste Dilemma.
Immerhin waren wir nun schonmal im Bus nach San José. Geplant war der Ausstieg in Cartago, so würden wir uns ca. 30-60 Minuten sparen. Nach zwei Stunden machten wir die Pause. Bis hier her konnten wir schlafen, ab hier sollten wir jedoch wach bleiben, um unsere Haltestelle nicht verpassen. Schließlich hatte ich noch Essenspläne. Laut GoogleMaps sollten wir um ca.  19:45 Uhr ankommen. Auf UberEats gab es eine Rabattaktion auf sehr gut klingende Gnoccis mit Soße und Büffelmozzarella, das wurde sich dann natürlich auch gleich bestellt, und zwar genau auf 19:45 Uhr an die Bushaltestelle. Zuvor hatte ich die Bushaltestellen unseres Bus nach San José und die des Buses nach Turrialba abgeglichen  und eine gemeinsame gefunden. Das Essen wurde bestellt und mit Vorfreude erwartet.
Der Bus hielt und fuhr weiter. Die nächste Haltestelle war unsere. Wir drückten auf den Kopf und warteten. Der Bus fuhr ohne zu halten an meinen Gnoccis vorbei. Enttäuscht und verblüfft drückte ich erneut, doch der Bus hielt nicht an. Sarah war inzwischen auch wach und ein Mann eine Reihe hinter uns erklärte nett, dass der Bus wegen der Baustelle früher gehalten hatte und die nächste Haltestelle erst in zehn Minuten sein würde. Das wars wohl mit den Gnoccis. Nachdem der Lieferfahrer bereits zwei weitere Bestellungen in der Warteschlange hatte und keine Möglichkeit sah, das Essen trotz der doch relativ langen Strecke zu liefern, schenkte ich es ihm. Hoffentlich hat es ihm geschmeckt. Ein wenig traurig war ich schon.
Nun waren wir an der Bushaltestelle für den Turrialbabus. Besser wurde es jedoch nicht. Müde warteten wir auf den Bus, während Kurzstreckenbusse und Taxis andere Passagiere aufgabelten. Wir warteten ca. eine Stunde bis der Turrialbabus an uns vorbei fuhr – ohne zu Halten. Toll, der Nächste! Der nachfolgende Bus wäre erst in einer Stunde gekommen. Um dieses Mal jedoch sicher zu gehen, bestellten wir uns einen Uber für 4.500c (ca. 7,80€) und fuhren zum Terminal in San José, von wo aus der nächste und vorletzte Bus sicher mit uns um 21:30 Uhr fahren würde.
Gesagt getan. Wir verließen um 21:30 Uhr das Terminal Richtung Turrialba. Kaum losgefahren nickten wir auch schon wieder ein und versuchten wenigstens etwas Schlaf nachzuholen und uns zu erholen, schließlich sollte es am nächsten Morgen wieder um 06:00 Uhr raus gehen. Um ca.  23:00 Uhr kamen wir letztendlich in Turrialba an. Schon während der Busfahrt hatten wir unsere Chefin gefragt, ob wir am nächsten Tag eine Stunde später anfangen und auch aufhören könnten (09:00 – 17:00 statt 08:00-16:00 Uhr). So könnten wir den stündlichen Bus um 08:00 statt um 07:00 Uhr nehmen. Am nächsten Morgen kam die Anwort und verschaffte uns noch ein wenig mehr Schlaf. Mit Muskelkater in den Waden ging es dann zur Arbeit und das außergewöhnliche und sehr schöne Wochenende zu Ende.

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